Chronik

Man schrieb das Jahr 1956.


Zu dieser Zeit bestand zwischen der K.G. Blau Weiß Alt Lunke und der K.G. Mönchengladbach Stadtmitte eine gute Freundschaft. Auf der alljährlichen Prunksitzung brachten die Herren aus Mönchengladbach als große Überraschung ihr Tanz- und Fanfarencorps mit.

An der Tür zum Festsaal im Kölner Hof standen die Herren Willi Vey, Günther Güttner, Fritz Plug und Hermann Bolz von der K.G. Blau Weiß. Im Verlauf des Gespräches dieser vier Herren fielen die Worte:


„Wat die künne, künne mir och!“


Diese Worte waren für das Entstehen des Fanfarencorps ausschlaggebend.

Nun ging es an die erste und schwierigste Aufgabe. Man brauchte interessierte Leute, die bereit waren ein Fanfarencorps auf die Beine zu stellen.

Überall wurde gefragt. Sogar bei den Bekannten, die vor dem Krieg beim Jungvolk schon einmal Fanfare gespielt hatten. Aber diese Leute hatten keine Lust mehr, Musik zu machen. Dann kam das Glück aus unseren eigenen Reihen.


Die glorreichen Sieben.


Als nächste schwierige Aufgabe stellte sich die Frage nach den Instrumenten. Die Gründung des Corps war vollzogen und die erste Fanfare wurde von Heinz Wild, die zweite von Konrad Schäfer gestiftet.Eine Landsknechttrommel wurde von den Eheleuten Maria und Lorenz Lucas gestiftet. Da jedoch noch weitere Instrumente fehlten, erklärten sich Agnes Vey und Wilhelmine Bolz bereit, mit einer Sammelliste „kötten“ zu gehen. Von dem gesammelten Geld konnten die restlichen Instrumente gekauft werden.Die Fanfaren erhielten Günther Güttner, Heinz Tillmann, Karl-Heinz Brendel, Peter Schöppgens, Willi Roeb und Hermann Bolz.Sebastian Schöppgens bekam die Landsknechttrommel. Einen sehr guten Betreuer hatte das Corps in Willi Vey.Natürlich benötigte man für die Fanfaren und die Trommel auch Fahnen, um das optische Bild beim Auf- und Absetzen der Instrumente zu optimieren. Diese Fahnen wurden von der „Mutter der Kompanie", Luise Schauf gestiftet, die diese selber genäht und bestickt hatte. Die erste Probe wurde in der Gaststätte Kölner Hof, bei Lorenz Lucas abgehalten. Dieses Lokal wurde für lange Jahre unsere Probeadresse. Bei den ersten Übungsstunden wurde in erster Linie für den Ansatz geprobt. Als Willi Vey jedoch einen sehr guten Kapellmeister als Lehrer verpflichtete wurde es ernst. Hilarius (genannt Hilar) Heuss war zur damaligen Zeit so bekannt, wie später Hardy van den Driesch. Einmal die Woche wurde bei Lucas geprobt, das andere Mal wurde bei Hilar Heuss privat geübt. Es wurden zwei Märsche einstudiert, und zwar der Kreuzritter Fanfaren Marsch und der Fehrbelliner Reitermarsch. Auch zu Hause wurde täglich geprobt. Das Mundstück hatte man immer in der Tasche und bei jeder Gelegenheit wurde es hervorgeholt und Lippen- und Zungenübungen für den Ansatz geprobt.


Zu den Proben bei Hilar Heuss in Klettenberg muß noch die abenteuerliche Hin und Rückfahrt erwähnt werden. Günther Güttner und Hermann Bolz fuhren mit Motorrädern und die anderen meistens mit dem Superauto des Gastwirtes Rembold, welches vom 1. Vorsitzenden der Gesellschaft Willi Quetting gelenkt wurde. Das Auto hatte den Nachteil, das man sehr oft schieben mußte, aber das passierte in jüngster Vergangenheit auch mit modernen Reisebussen. Nach den Proben in Klettenberg gab es des öfteren beim Strohhut in Ehrenfeld noch Reibekuchen. Man bliebt nach den Proben sehr häufig zusammen und ließ so manchen „Stiefel sterben". Man könnte heute sagen, das dies die schönste Zeit des Fanfarencorps war. Es gab keinen Streit und kein hartes Wort. Es gab nur den Gedanken, wie der erste Auftritt in der Öffentlichkeit klappen würde und wie man bei der eigenen Gesellschaft und den Longericher Bürgern ankommen würde.
Das nächste größere Problem waren die Uniformen. Es wurden sehr viele Vorschläge gemacht. Uniformen wie die „Blauen Funken" mit Dreispitz und Mozartzopf, wie von Günther Güttner vorgeschlagen, wurde von der Gesellschaft abgelehnt. Man entschied sich für blaue Jacken mit weißen Revers und blaue Hosen mit weißen Bliesen. Dazu wurde die Gesellschaftsmütze und der Gesellschaftsorden getragen. Der erste Auftritt war in Kalk bei den Falkensteinern. Dort war das Damen-Tanzcorps der Gesellschaft schon bekannt. Es wurde ein großer Erfolg. Jetzt war man sicher, daß es auch in Longerich klappen würde. Als es endlich so weit war, kam das erste Pech dazu. Trommler Bass hatte sich beim Sport ein Bein gebrochen und konnte nicht mitspielen. Deshalb mußte Fritz Plug im schwarzen Anzug an dessen Stelle einspringen. Karneval 1957 zog das Fanfarencorps das erstemal durch Longerich und erntete überall viel Applaus. Wir waren das erste Corps im Kölner Norden. Die Arbeit und die Mühen der Anfangszeit hatten sich gelohnt. Nachdem man nun das neue Corps gesehen und gehört hatte, kamen die ersten Auftritte und somit das erste Geld. Und es kam der Nachwuchs. Fred Horn meldete sich als neues Mitglied an. Neue Uniform, neue Fanfare, erster Auftritt. Auf der Goldenen Hochzeit der Familie Michels in der Grethenstraße, hatte sich Fred jedoch so angestrengt, daß er zusammenklappte. Da der Sport Trommler Bass immer mehr in Anspruch nahm, mußte er leider im Fanfarencorps aufhören und übergab sein Instrument an Fred. Mit diesem neuen Instrument fühlte sich Fred bedeutend wohler und es dauerte nicht lange, bis er den Beinamen TTH (Trick-Trommler-Horn) erhielt. Langsam wuchs das Corps. Unter den zahlreichen neuen Mitgliedern waren auch zwei junge Leute aus Neuwied. Sie waren gut, aber nach einiger Zeit wollten sie das Zepter an sich reißen. Schließlich verließen sie das Fanfarencorps und gründeten ein neues in der damals noch bestehenden Gesellschaft Grün-Gelb. Dieses Corps hat seine Gesellschaft überlebt und ist heute unter dem Namen Kölner Husaren Grün-Gelb bekannt.

Leider kassierte die Bundeswehr 1957 unseren Günther. Der zweite, der gehen mußte war 1958 Peter, der in die Longericher Kaserne eingezogen wurde. Das ganze Corps begleitete ihn mit Musik zur Kaserne und Lorenz Lucas marschierte in der Mitte des Corps mit einem Stiefel Bier.

Das Corps wurde immer größer und zählte bald 32 Mitglieder. Es wurden neue Instrumente angeschafft. So auch eine zweite Landsknechttrommel, die Willi Tillmann spielte. Doch musikalisch war auf Dauer mit nur zwei Landsknechttrommeln nicht viel anzufangen, deshalb entschloß man sich zum Kauf einer dicken Trommel mit Becken. Zuerst wurde das neue Instrument von Hermann gespielt, danach folgten Walter Tillmann und Adolf Ollig. Als nächstes wurde eine Lyra angeschafft, die vom ersten Tag an von Walter Tillmann mit Perfektion Und Leidenschaft gespielt wurde. Beim Pescher Schützenfest sollte das Corps die Kapelle Hilar Heuss bei der Parade begleiten. Es wurde der neu einstudierten Marsch „Hie gut Brandenburg" gespielt. Und das gleich zehnmal hintereinander. Herr Heuss war zufrieden und das Fanfarencorps fix und fertig. Durch gemeinsame Proben und Auftritte mit dem Damen-Tanzcorps entstanden auch die ersten freundschaftlichen Beziehungen, und hieraus etliche Ehen. 1968 wurde musikalisch auf Es-Blasinstrumente umgestellt. Ab 1970 erfolgte dann die Umstellung auf B-Instrumente.

 

In den 70er Jahren erreichte das Fanfarencorps seinen ersten Höhepunkt. Zwei Jahre hintereinander spielte man für Radio Luxemburg, in der lachenden Sporthalle, in der Gruga-Halle in Essen, der Westfalen-Halle in Dortmund und in der Rheinland-Halle in Düsseldorf. Überall hatte man großen Erfolg.

Am 13.09.1970 erspielte sich das Corps bei einem Kölner Wettstreit in Buchheim den 1. Platz und errang damit die Stadtmeisterschaft. Mit normalen Fanfaren wurde der „Mainzer" gespielt und alle die dabei waren, sagen heute noch, daß das Auf- und Absetzen noch nie so gut und gleichmäßig gelungen war, wie an diesem Tag. Als Choreograph wachte aber auch unser Betreuer Willi Vey mit Argusaugen über uns. Die Pokale sind in unserem Vereinslokal zu bewundern.

Die musikalischen Leitung wechselte von Hilar Heuss zu Ludwig Fendel. Auch unter seiner Leitung wurde sich musikalisch verbessert. So lustig unserer Lui auch sein konnte, eines duldete er unter keinen Umständen „Wenn ich hier etwas erkläre dann habt ihr gefälligst die Knochen still zu halten, sonst ....-"

Bei diesen gefürchteten Wutanfällen passierte es sehr häufig, daß er vor lauter Aufregung sein Gebiß verlor, was dann wiederum dazu führte, daß keiner mehr ernst bleiben konnte.

Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre wuchs das Fanfarencorps durch zahlreiche Neuanmeldungen junger Musikanten. Unter diesen Leuten war auch unser langjähriger Kommandant Addi Ketelsen und

unser heutiger Musikalischer Leiter „Bauers Horsti". In der „Altersabteilung" des Corps erkannte man sehr schnell, daß dieser Nachwuchs der Grundstein für eine aussichtsreiche Zukunft sein könnte. Um aus dieser Rasselbande brauchbare Fanfarenbläser zu machen, mußten Gemeinschaftserlebnisse geschaffen werden, denn die Tour der Erwachsenen durften wir noch nicht mitmachen.

Eine der außerordentlichen Aktivitäten war ein gemeinsames Zeltlager an der Luxemburgischen Grenze, in Martemes - Mühle. Organisiert und durchgeführt vom damaligen Vizekommandanten Peter Werker, unter Mithilfe von Hardy Engels und Hajo Schäfer, fuhr man über Pfingsten 1970 auf den Campingplatz. Es war eine Selbstverständlichkeit, daß wir unsere Instrumente mitnahmen. Jeden Abend gaben wir dort ein „Platz" - Konzert, und feierten anschließend mit den
Campinggästen bis tief in die Nacht.

Aber nicht nur durch unsere Musik hatten wir Spaß. So führte Peter Werker, spontan einen Nachtmarsch durch, weil in einigen Zelten keine Nachtruhe einkehren wollte. Doch die, die für die Störung verantwortlich waren, stellten sich schlafend und hatten so wiederum ihren Spaß, daß alle anderen marschieren durften.

Einen freiwilligen Marsch hingegen absolvierte unser Freund „Bubu". Da der einzige Zigarettenautomat auf dem Campingplatz am zweite Tag gähnend leer war, erklärte sich Jürgen Gottlob bereit, mit unserem gesammelten Geld, die knapp 10 km bis über die Grenze zu latschen, um uns aus unserer mißlichen Lage zu helfen. So machte er sich morgens nach dem Frühstück auf den Weg und als abends die Sonne unterging, war von unserem Jürgen weit und breit nichts zu sehen. Die Verantwortlichen wurden zusehens nervöser. Ein erleichtertes Aufatmen war jedoch zu hören, als der Vermißte gegen 23.00 Uhr endlich an Land kam. Wir waren alle erleichtert, weil doch jetzt der Zigarettennotstand ein Ende hatte. Doch wir hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Auf unsere Frage nach den Zigaretten, antwortete der liebe Jürgen: „Erstens war es sehr warm unterwegs, also mußte ich von eurem Geld etwas trinken. Zweitens war der Weg sehr lang und folglich mußte ich von euren Zigaretten etwas rauchen. Drittens habe ich mich auf dem Rückweg verlaufen und weil ich euch Rauchzeichen senden wollte, habe ich noch mehr geraucht. Gott sei dank bin ich jedoch mit der letzten Zigarette bis hier zum Campingplatz gekommen. " Bei seiner Rechtfertigung vernahmen wir eine leichte Schnaps- und Bierfahne, deshalb war uns sofort klar, was unser Bubu den ganzen Tag getrieben hatte.
Es wurden jedoch nicht nur Leute gesucht, sondern auch Stiftzähne. Unser Peter hatte einen solchen verschluckt und wenn wir ihn täglich zum „Donnerbalken" schleichen sahen, hatte er immer ein kleines Rührhölzchen dabei.
Noch heute erzählen die damaligen Jugendlichen von diesem Zeltlager. Die gemeinsamen Erlebnisse haben die Truppe zusammengeschweißt. Und sie haben in den Zeiten, als es um das Corps nicht zum Besten bestellt war, dazu beigetragen, daß die meisten bei der „Stange" blieben. Man spricht heute noch vom Geist von Martemes-Mühle.

 

Heiraten ist doch gar nicht so schlimm,

das Corps, es freut' sich mit Hella und Pim.

Man war beim Ja-Wort dabei --- stand Spalier,

                             und immer ein Hand frei --- för en Fläsch' Bier.


Nach Ludwig Fendel, der uns bis ins hohe Alter musikalisch unterrichtete, kam dann Hans-Jakob Hanrath, der anläßlich des 20-jährigen Bestehens des Corps, sein Saxophon blank geputzt überreicht bekam, denn es hatte sich herumgesprochen, daß Putzen nicht seine Stärke war.

 

Nachdem sich Mitte der 70er Jahre aus dem ursprünglichen Fanfarencorps ein Musikzug und später das heutige Kölner Musikcorps Blau-Weiß Alt Lunke gebildet hatte, erhielten wir 1980 eine Anfrage von Herrn Hans Wallpott, dem Präsidenten der Bürgergarde Blau-Gold Ehrenfeld, ob das Corps nicht für seine Gesellschaft im Kölner Rosenmontagszug spielen könnte.

Rosenmontag --- für jeden echten Kölner ein absolutes Muß. Und das wir im Corps alles echte kölsche Mädche un Junge sind, beweist die Tatsache, daß wir seit nunmehr 16 Jahren aus dem Kölner Rosenmontagszug nicht mehr wegzudenken sind. Wurden wir anfangs noch in Uniformen der Bürgergarde gesteckt, so tragen wir heutzutage stolz unsere eigenen Farben durch die Straßen unserer Heimatstadt. Lediglich der gelbe Umhang und die gelbe Hutfeder verwischen etwas das Gesamtbild. Dafür aber ist das Kölner Musikcorps mit seiner stattlichen Anzahl von 40 Damen und Herren für den Fachmann schon von weitem sofort erkennbar. Keine andere Musikkapelle marschiert in der letzten Reihe mit 3 weißen Sousaphonen.
Im Juni des Jahres 1986 feierten wir mit großem Erfolg unser dreißigjähriges Bestehen. 2 Tage lang fanden im Longericher Pfarrheim und auf dem Kirchplatz Veranstaltungen für die Freunde und Besucher unserer Geburtstagsfeier statt. Peter Werker, der in den 70er Jahren Kommandant des Musikcorps war, unterstützte uns bei der Vorbereitung und Durchführung des Festes nach Kräften. Aus dieser Zusammenarbeit heraus entwickelte sich der Gedanke Peter Werker in Zukunft auch mit der Organisation von Auftritten und dem "geschäftlichen Teil" zu beauftragen. Um als Musikcorps auch finanziell bestehen zu können, reicht es heutzutage nicht mehr aus, nur eine gute musikalische Leistung zu bringen. Vielmehr müssen auch Kontakte zu anderen Vereinen, zu Vertretern des öffentlichen Lebens und nicht zuletzt auch den Medien geknüpft und gepflegt werden. Im Jahre 1987 wurde Peter Werker zum Geschäftsführenden Corpsleiter gewählt.

Aber auch äußerlich veränderte sich unser Erscheinungsbild. In Anlehnung an die Landsknechtuniformen und Kleider der Marketenderinnen des dreißigjährigen Krieges, gestalteten wir uns neue Uniformen, selbstverständlich in den Farben unserer Karnevalsgesellschaft blau und weiß. Der Erfolg bei der ersten Vorstellung der neuen Uniformen auf der 11. im 11. Feier 1987 und die anerkennenden Worte vieler Präsidenten auf Sitzungen und Auftritten bis zum heutigen Tage waren der Lohn für unsere Arbeit. In der Session 1986 und im Sommer 1987 mußten viele zusätzliche Auftritte gespielt werden, um die Kosten für eine solche Investition tragen zu können. Schöne Uniformen alleine sind jedoch keine Garantie für Erfolg. 1988 wurde Karl Heinz Runkel unser neuer musikalischer Ausbilder. Er hat es in den letzen Jahren immer wieder verstanden karnevalistische Töne mit modernen Klängen zu arrangieren und einen uns eigenen Stil zu schaffen.

 

Im Juni 1988 begleiteten wir den Quartettverein Köln-Longerich anläßlich des 60 jährigen Jubiläums des Volksliederchores Schwaz nach Tirol. 25 Musiker mit Instrumenten kamen nach neunstündiger Zugfahrt wohlbehalten in Österreich an. Unsere Koffer mit Kleidern und insbesondere unsere Uniformen waren derweil auf dem Weg nach Rimmini in Italien. Es muß für die Bewohner des beschaulichen Städtchens ein etwas befremdender Anblick gewesen sein, wenn die Besucher aus Longerich jeden Morgen in der Frühe zum Bahnhof pilgerten und nach ihren Koffern Ausschau hielten. Zwei Stunden vor Beginn des Konzertes trafen die letzten Koffer endlich ein, und so konnte ein Auftritt in den Trikots des örtlichen Fußballvereins in letzter Minute verhindert werden. Der Besuch in Österreich war nicht unsere einzige Auslandsreise. Dreimal besuchten wir die Stadt Chavignon in Frankreich und erhielten 1993 auch von dort einen Gegenbesuch.

 

Ebenso wie die Teilnahme am Rosenmontagszug, so ist auch die alljährliche Ausrichtung eines Oktoberfestes in Longerich zu einem festen Bestandteil unseres Vereinslebens geworden. Schon zum neunten Male haben wir im September 1995 zu zünftiger Musik, allerlei Köstlichkeiten für Leib und Seele und Unterhaltung für große und kleine Besucher geladen.

Wir sehen es als eine Selbstverständlichkeit an andere Longericher Vereine bei ihren Aktivitäten zu unterstützen, sei es durch musikalische Darbietungen oder durch die Mithilfe beim Ausrichten ihrer Veranstaltungen. Auch wir freuen uns, daß befreundete Vereine uns bei unseren Aktivitäten unterstützen. Besonderer Dank wurde uns hierbei zu Teil, als die Schützenbruderschaft St. Hubertus Köln Longerich uns zu ihrem Ehrenmusikcorps ernannte.

 

Durch das Kriegsgeschehen im Nahen Osten wurden in der Session 1990/91 viele karnevalistische Veranstaltungen und auch der 'Rosenmontagszug abgesagt. Auch wir haben in unseren Reihen lange darüber nachgedacht, ob wir unsere Auftritte absagen sollten. Unsere Aufgabe als Karnevalisten ist es jedoch in erster Linie anderen Menschen Freude zu bereiten und sie zumindest für ein paar Stunden die Sorgen des Alltags vergessen zu lassen. Das bedeutet nicht, das wir unsere Augen vor der Not und dem Elend anderer Menschen verschließen. Benefizveranstaltungen zu Gunsten sozialer Randgruppen und Auftritte für die Hochwasseropfer 1995 sehen wir als unseren Beitrag für notleidende Mitbürger an.



„Alt Lunke" waren (Bernhard Schauf und Peter Neuen) und deren Großväter zu den Gründern des Fanfarencorps zählen (Hermann Bolz und Günther Güttner). Und wenn Christian und Dirk nicht ganz aus der Art schlagen, dann kann der Chronist bei unserem 50-jährigen Fest an dieser Stelle eine weitere erfreuliche Mitteilung machen.

Wenn die Anzahl unserer aktiven Mitglieder in den letzen Jahren auf über 40 Musiker angestiegen ist, und wenn der Anteil an Jugendlichen dabei höher denn je ist, , so zeigt uns das, daß wir auch nach 40 Jahren immer noch auf dem richtigen Weg sind, ganz nach dem Motto der Männer der ersten Stunde:

 

Im September 1996 feierten wir unser 40jähriges Bestehen mit einem Festwochenende auf dem Longericher Kirmesplatz. Nicht vergessen werden wir das unermüdliche Engagement von Hermann-Peter Güttler bei der Planung und Gestaltung dieses Festes, das uns allen in guter Erinnerung bleiben wird. Die heimlich einstudierte musikalische Revue der weiblichen Corpsmitglieder als Geschenk an die Männer und die Ernennung von Addi Ketelsen zum Ehrenkommandanten, Kommandant wurde nun Michael Schiechel, am Jubiläumsabend gehörten zu den Höhepunkten des Festwochenendes.

Im August 1997 nahmen wir es mit der Tradition wiederum wörtlich und reisten ins schöne Zillertal, machten unsere obligatorische Fahrt mit der Zillertal Bahn und besuchten das Silberbergwerk in Schwaz. Höhepunkt unserer Tour war der Besuch des Schürzenjäger Konzerts am Walchsee in Tirol. Der Ohrwurm „Sierra Madre“ gehört bis heute zu unserem festen Musikprogramm.

Im Mai 1998 trat Michael Schiechel von seinem Amt als Kommandant zurück, sein Nachfolger wurde Thomas Brüls.

Bedingt durch private oder berufliche Veränderungen hatten wir in den Jahren 1998 und 1999 große personelle Veränderungen und einen Rückgang der Mitgliederzahl zu verkraften.

Thomas Brüls trat von seinem Amt als Kommandant zurück und unser Ehrenkommandant Addi Ketelsen führt bis zum heutigen Tag das Corps als Kommandant an.

Doch nach einem Tief kommt ja bekanntlich wieder ein Hoch und mit dem Wechsel ins neue Jahrtausend, also der Session 1999/2000, konnten wir wieder auf eine erheblich gestiegene Mitgliederzahl bauen und uns neuen musikalischen Herausforderungen stellen. Erfolgreiche Vorstellabende bei der Vereinigung Landrheinischer Karnevalisten, der wir mittlerweile seit 20 Jahren angehören, und auch unsere Auftritte beim Kreis der rechtsrheinischen Karnevalisten füllten unsere Auftrittpläne.

Aktivitäten in Longerich, wie die Mitgestaltung der Feier zum 100 jährigen Bestehen der Kirche St. Dionysius, die musikalische Untermalung beim Schützenfest und beim Frühlingsfest der Freiwilligen Feuerwehr, boten kurzweilige Abwechslung zu den Festumzügen und Platzkonzerten im Sommer und den Auftritten in der 5. Jahreszeit.

Unser jugendlicher Nachwuchs, viele Jahre als „1. Kölner Tamburin Corps“ durch die Säle gezogen, wurde flügge und zu vollwertigen Bläsern und Schlagzeugern.

 

Die Teilnahme an Benefizveranstaltungen und dem Musikwettbewerb „Goldene Trompete“, Fernsehauftritte beim WDR und dem Kölner Lokalsender “Center TV“, Fotosessions mit den Kölner Kultfotografen Petra Schmitz und Stefan Hartmann oder unser eigener Messestand auf der Interkarneval in Köln trugen dazu bei uns als Musikgruppe auf den Bühnen Kölns zu etablieren.

Dem alternativen Karneval gegenüber zeigten wir uns ebenfalls aufgeschlossen und so organisierten wir, als der Geisterzug von Ääzebär und Co am Karnevalssamstag 2002 durch Longerich zog, kurzer Hand einen eigenen Würstchen- und Getränkestand. Am nächsten Tag gingen wir dann zum ersten Mal nach 46 Jahren mit einem eigenen Festwagen und einer Fußgruppe, ohne Instrumente, im “ Lunker Zoch“ mit. Diese Tradition haben wir bis heute beibehalten.

 

Im Mai des gleichen Jahres ging unsere Tour zum dritten Mal ins Zillertal, nun nach Mayrhofen ins Sporthotel Neuhaus. Diesmal standen eine Rafting Tour auf der Ziller und eine Almwanderung mit dem Bus auf dem Programm.

Im November 2003 wurden unser Kommandant Addi Ketelsen und unser musikalischer Leiter Horst Bauer mit dem Verdienstorden des Festkomitees Kölner Karneval in Gold geehrt. Mit dieser Auszeichnung wurde ihre langjährige und erfolgreiche Arbeit als Doppelspitze des Corps gewürdigt.

Unser geschäftsführende Corpsleiter Peter Werker übergab im Jahr 2004, nach dem er 18 Jahre lang die Geschicke des Corps gelenkt hatte, sein Amt an Silvia Hackenbroich. Silvia Hackenbroich war viele Jahre Schriftführerin des Musikcorps und in Doppelfunktion bis 2006 auch Geschäftsführerin der Karnevalsgesellschaft.

Die Zeit verging wie im Fluge und so begann mit 2 Jahren Vorlauf die Vorbereitung zu unserem 50. Geburtstag im September 2006. Wir hatten die Idee unseren großen Tag mit einer Schifffahrt auf dem Rhein zu begehen.

Auf der „Wappen von Bonn“ feierten wir mit 200 Gästen, darunter viele ehemalige Corpsmitglieder, befreundete Karnevalisten und Vereine, sowie unseren Familien einen unvergesslichen Abend. Moderiert von dem damals noch als Geheimtipp gehandelten „Blötschkopp“ alias Marc Metzger, sorgten u.a. die „Blechharmoniker“, und die „Domstürmer“ für eine Feier bis in die Nacht. Am nächsten Tag ging die Geburtstagsparty auf dem Kirchplatz in Longerich weiter, wo uns einige befreundete Musikgruppen bei einem Platzkonzert ihre Aufwartung machten und uns und die Longericher Bevölkerung unterhielten.

 

Unsere Corpsleiterin Silvia Hackenbroich erhielt im November 2006 den Verdienstorden des Festkomitees Kölner Karnval in Silber für ihre jahrelange Vorstandsarbeit im Musikcorps und in der Karnevalsgesellschaft. Ihr Vorgänger Peter Werker verstarb im März 2007 nach schwerer Krankheit und wurde unter großer Anteilnahme auf dem Longericher Friedhof beigesetzt.

Freud und Leid liegen auch auf unserem Weg immer wieder nah beieinander und so fuhren wir, als Belohnung für das stressige Jubiläumsjahr, auf Tour - nach Mayrhofen.

Diesmal gaben wir ein kleines Open Air Konzert, einige fuhren Ski auf dem Hintertuxer Gletscher, besuchten eine Schnapsbrennerei und wanderten, diesmal zu Fuß, auf die Tristenbach Alm und veranstalteten dort eine Almolympiade.

Am Karnevalzug 2008 in Longerich nahmen wir zum ersten Mal mit unserem eigenen Festwagen, der „Queen Luise II“ teil, die wir wenige Monate zuvor erworben hatten und die dann von einigen Corpsmitgliedern in liebevoller Arbeit hergerichtet worden war.

 

Nach dem wir nun über 50 Jahre im Schoß unserer Muttergesellschaft der „KG Blau-Weiß Alt Lunke 1936 e.V.“ ein Nesthocker-Dasein geführt hatten, reifte der Entschluss uns auf eigene Füße zu stellen. In großem Einvernehmen mit der Karnevalsgesellschaft wurde die Ausgliederung des Corps im November 2008 beschlossen und seit dem 01.01.2009 sind wir das „Kölner Musikcorps Blau-Weiß Alt Lunke 1956 e.V.“ Im Zuge dieser Selbstständigkeit übergab unser musikalischer Leiter Horst Bauer aus gesundheitlichen Gründen sein Amt an Markus Tillmann, der seit der Session 2008/2009 dem Corps musikalisch vorsteht.

Nach dem wir in der vergangenen Session viele schöne Auftritte mit unseren Freunden von der Ehrengarde Efferen, als deren Musikcorps bei Bühnenauftritten, absolviert haben reisten wir zu Ostern 2009 mit vielen Aktiven und deren Familienmitgliedern wiederum ins schöne Zillertal und verbrachten dort einige erholsame und sonnige Feiertage.

Gut gestärkt stürzen wir uns nun in die Vorbereitung unseres wieder belebten Oktoberfestes am 13.September 2009 auf dem Kriegerplatz in Longerich und den Auftritten der Session 2009/2010.

 

 



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